Weshalb leben Sie dann noch, wenn Sie den Freitod so vertreten?
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass man auch den Freitod noch als Lebender vertreten muss. Grundsätzlich gilt dazu, dass der Mensch nur weiterkommen kann, wenn er die ganze Wahrheit auf den Tisch legt,
auch wenn er dann, der Widersprüche aller Art (auch moralische Frage
der Ungerechtigkeit des Lebens) bewusst, aus den verschiedensten Gründen (Todesangst, Angehörige usw.) weiterlebt. Für mich persönlich gilt und im Buch nachzulesen: Ich habe mehrere Freitodversuche überlebt, werde aber, nach der Verbreitung meiner Philosophie, zu unbestimmter Zeit, den Weg
des Freitodes gehen.


Warum  finden Sie denn das Leben so schrecklich, haben Sie denn nie Liebe erfahren?
Grundsätzlich gilt, dass ich das Leben aus moralischer Überzeugung als Ganzes ablehne, den naturbedingten Kampf des jeder gegen jeden, alle gegen alle, nicht gutheissen kann und somit für ein Ende mit Schrecken statt einem Schrecken ohne Ende eintrete. Wer die Menschheitsgeschichte kennt und auch heute die Zeitungen aufschlägt, wird mir nicht widersprechen können. Mein persönliches Erleben deckt sich leider hauptsächlich mit der globalen Sicht, ich wurde sehr oft von Menschen schwer enttäuscht, aber natürlich habe ich alle Arten der Liebe erlebt, was ich auch positiv werte, doch waren sie ganz selten von Dauer und vor allem können sie am schlimmen Ganzen nichts ändern, ja sie sind eben oft ein Teil davon, so hört man täglich den Ausspruch: Liebe und andere Katastrophen!


Warum hilft Ihnen die Religion nicht?
Ich habe früher, wie im Buch zu lesen, einen christlichen Glauben vertreten. Doch mit der Zeit kamen die Zweifel und heute bin ich Atheist. Philosophisch gesehen ist ein allmächtiger und allgütiger Gott auf Grund des Leides nicht haltbar. Alle Theorien, die einen Gott trotz des Leides rechtfertigen wollen (Theodizee-Frage), sind unmenschliche Konstrukte. Beim Christentum zum Beispiel kann man heute auch theologisch nachweisen, dass es für eine Göttlichkeit von Jesus keine Anzeichen gibt. Angeblich Übersinnliches ist bei näherem Hinsehen immer mit Glauben-Wollen identisch. Wenn es aber für eine höhere Macht keine Anzeichen gibt, dann sollte man auch nicht (angeblich) daran glauben.